Nachwirkung des Schreibspaziergangs "scribitur ambulando":
Den folgenden Text habe ich Blandine in den Mund gelegt, einer Figur, an der ich seit Beginn dieses Jahres arbeite.
Ich hätte dich nach einem reichlichen Frühstück mit viel Kaffee an die Hand genommen, zum Auto geführt, dich gefragt, ob du schon wieder fahren könnest nach gestern. Hätte mich gefreut, weil du genickt hättest, klar, hättest du gesagt, immer, du hättest den großen Macker markiert und ich hätte dich ein bisschen bewundert und ein bisschen albern gefunden mit deiner Angeberei.
Und dann führen wir hinaus zu dem kleinen Wanderparkplatz. Wir folgten dem Weg. Stiegen die paar Stufen, festgetrampelte Erde mit Holzleisten verstärkt, hinunter zum Bachlauf, an dem wir entlang gingen, immer wieder anhielten, um zu lauschen, wie er gurgelt, wie er plappert, wir spekulierten, was er da wohl erzähle. Von Liebsten, würde ich vorschlagen, und du bestätigtest, sicher, der verwunschene Bach, bestimmt erzähle der doch von Romeo und Julia, mindestens, würdest du sagen, darunter tätest du es nicht. Wir ließen ganz außer Acht, dass sie kein gutes Ende nimmt, die Geschichte der beiden, und gingen weiter, wir wüssten ja, wir glaubten zu wissen, dass es mit uns anders ginge. Wir staunten gemeinsam über die Steine, Formationen, die wir in unserer Zukunft einmal würden besteigen wollen, grau gewachsene Felsen mit Kerben. Wir erreichten den Wasserfall, stiegen daneben den Pfad hoch, wir fänden die richtige Stelle zum Anhalten, die eine Stelle, von der aus wir sehen könnten, wie das Licht in den Spritzern gebrochen wird, ein Hauch von Farbe in der Luft, nur von hier aus sichtbar, nur für uns. An der Stelle blieben wir eine Weile, wir schauten, ohne über das Geschaute sprechen zu müssen, dann hätten wir uns zur selben Zeit sattgesehen, stiegen weiter, liefen oben dem Bachlauf entgegen, der dort sachte fließt. Durch das Bachbett ginge es weiter, wo das Wasser versickert, wir fänden die Quelle. Dass die nur trübe rieselt, nähmst du mir nicht übel, wir sprächen von anderen Flüssen, die wir gesehen haben, und teilten auch unsere Vergangenheit.
So hätten wir diesen Tag miteinander verbracht. Ich wünschte, ich könnte aufhören mir vorzustellen, was ich dir gern gezeigt hätte.
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