Notizen unterwegs, vorgestern beim Schreiben-on-Tour:
Es gibt freundliche Regentropfen – diese sind es nicht. Sie sind auch nicht feindlich, sie kümmern sich gar nicht um dich, haben sich nicht gegen dich verschworen, rotten sich nicht zusammen, um dich zu ärgern, dich nass zu machen, damit du frierst. Sie fallen einfach, einer wie der andere, in Massen, neben- und nacheinander, miteinander, und es ist ihnen gleichgültig, wo sie landen.
Zum Beispiel in einer Pfütze, wo sie Ringe bilden, die größer werden, einander überlappen. Riffelmuster, eilig gemalt, verändert im Bruchteil von Sekunden. Und Blasen auf der Oberfläche, die zerplatzen. Der eine oder andere Tropfen springt nach der Landung wieder hoch, kleine Fontäne, rührender Versuch. Versuch? Hier versucht niemand was, nur du. Versuchst den Regentropfen Sinn zu unterstellen, eine Absicht. Absurd. Die Kreise in der Pfütze, mathematisch fast, doch nicht vom Mathematiker gezirkelt. Ellipsen, genau betrachtet, hier von der Seite, dein Kopf macht sie zu Kreisen.
Mit dem versuchst du eine Momentaufnahme, willst einen Augenblick als Standbild festhalten. Unmöglich. Versuche: Die Augen schließen, kurz auf, ganz kurz nur – gar nichts erkennst du da, ein großes Ganzes, das verschwimmt. Du machst ein Foto mit der Kamera, die leistet mehr als deine Augen.
Ein Bus fährt vor. Die Leute steigen ein, du nicht, du bleibst noch. Sitzt hier, auf dieser Holzbank unter der Arkade, und schaust dem Regen zu. Der Bus fährt ab und gibt den Blick frei auf den Brunnen gegenüber, der dir jetzt erst auffällt, der Wasser trielt, immerzu Wasser trielt aus vielen Rohren, von hier aus siehst du fünf davon, es müssen acht sein, denkst du. Später wirst du hinübergehen und sie zählen – zwölf sind es. Zwölf Wasserstrippen aus dem Brunnen verlieren heute gegen Regen, gegen Regentropfen, die gar nicht angetreten sind in diesem Wettkampf und unentwegt aus einem hellgrauen Himmel fallen, gleichgültig, wohin. Auf Ziegeldächer, die sie nass lackieren, kreiselnd in Pfützen. Und auf dich, wenn du jetzt weitergehst.
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